Systemische Organisations- und Strukturaufstellungen

Wie Klarheit und neue Wahlmöglichkeiten den Führungsalltag erleichtern können.

Systemische Organisations- und Strukturaufstellungen sind eine Möglichkeit, um andauernde Konflikte und andere schwierige Situationen innerhalb von professionellen Systemen (Teams, Abteilungen, Organisationen, Unternehmen, Vereine etc.) auf einfache Weise abzubilden, komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu erhellen und besser zu verstehen. Durch die Aufstellung, ob in der Einzelarbeit oder in Gruppen, werden Strukturen und Beziehungen im System rasch sichtbar. So lassen sich Probleme analysieren, Maßnahmen planen, deren Auswir-kungen testen und Lösungswege finden. Dies macht Aufstellungsarbeit in der Beratung von Unternehmen, Behörden und Non-Profit-Organisationen interessant.

Die Methode zählt zu den sogenannten analogen Verfahren im Rahmen der Prozessberatung. Man kann Organisationen mittels Sprache digital, aber auch nichtsprachlich über Bilder, Symbole, räumliche Anordnungen (analog) darstellen.Tatsächlich werden ja wesentlich mehr Erfahrungen analog in unserem Gehirn abgespeichert als wir sprachlich-digital verarbeiten können. Aufstellungsarbeit macht also zusätzliche Informationen nutzbar, und ergänzt insoweit die Beratungskommunikation.

Die räumliche Anordnung wird schnell verstanden. Sie findet in unserer Sprache und damit in unserer Vorstellung ständig statt, schreibt der Unternehmensberater Rolf Lutterbeck aus Bad Homburg. „Er steht mir sehr nahe". „Das liegt mir fern". „Sie sieht mich gar nicht". „Wir haben uns gut aufgestellt". „Sie hat ihr Ziel aus den Augen verloren". „Er steht mir im Weg". „Er stärkt mir den Rücken“ u.s.w. Solche Statements begegnen uns im Alltag ständig.

Mein Vorgehen orientiert sich an dem Ansatz, der von Prof. Mattias Varga von Kibed und Insa Sparrer wissenschaftlich erforscht und entwickelt, die systemische Beratung bereichert hat.

Ein Fall  aus der Praxis:

Die stellvertretende Leiterin eines Dezernates einer Behörde klagt, dass in ihrem Team ständig ineffektive Auseinandersetzungen stattfinden. Einer der Mitarbeiter konkurriert mit ihr und wisse alles besser. Er dominiert die Teambesprechungen mit ständig neuen Vorschlägen, ein Teil der Kolleginnen und Kollegen sei sichtlich genervt und ziehe sich mehr und mehr zurück.

Ich schlage ihr eine sogenannte Teamstrukturaufstellung vor, um rasch einen Überblick von der Situation zu bekommen. In diesem Einzelcoaching werden Teamleiter/innen und die Team-mitglieder durch Symbole repräsentiert. Die Klientin stellt das Team, mit ihr selbst als Fokus nach ihrem inneren Bild so auf, wie sie es gefühlsmäßig als zutreffend erlebt. Schon im ersten Bild werden ihr die Beziehungs- und/oder Kommunikationsprobleme deutlich. Durch Veränderung der räumlichen Anordnung wird ein Lösungsbild entwickelt. Mit den gewonnenen Erkenntnissen beschließt die Klientin, ihr Führungsverhalten in drei Punkten neu zu justieren:

  • Sie erkannte, wo für sie ein „guter Platz" im System ist, der es ihr erlaubt, besseren Zugang zu ihren Ressourcen und ihrer Führungsfähigkeit zu gewinnen. Dieser Platzwechsel in der Aufstellung begünstigt eine Änderung in Haltung und Selbstverständnis.
  • Sie nahm sich vor, die Kompetenzen, Leistungen und Beiträge des anmaßend erscheinenden Mitarbeiters stärker wahrzunehmen und zu würdigen.
  • Sie entschied sich dafür, Ziele und die Teamaufgabe in der Kommunikation stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Konkret hieß das, über Ziele und Aufgaben mehr zu sprechen und Entscheidungen und Vereinbarungen stärker auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.

Das Coaching dauerte eine gute halbe Stunde. Ein Vierteljahr später berichtete die Klientin, dass ihr die Arbeit in und mit dem Team wesentlich mehr Freude machen würde, und  die ursprünglichen Probleme der Vergangenheit angehörten.

Solche Teamkonflikte sind oft Gegenstand 1-3 tägiger Workshops. Das ist zweifelsohne hilfreich und angezeigt. Gleichwohl lassen sich eine Reihe von Problemen weniger aufwändig lösen. Die Vorteile von Aufstellungsarbeit liegen dann auf der Hand: Sie spart Zeit und Geld und legt neue Ressourcen frei.