Tipp:Entscheidungen treffen! Rechts oder links?Überblick verschaffen,mit besserem Gefühl entscheiden

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Liebeslust sich an die Welt mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Dust(= Staub)  zu den Gefilden hoher Ahnen.

(Faust 1, Vers 1112 - 1117; Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter, 1749-1832)

 

Wenn ich mich nicht entscheiden kann

Es ist nicht ungewöhnlich, dass uns Entscheidungen schwerfallen. Ist dieses besser oder jenes? Was sind die Konsequenzen, wenn ich den linken Weg nehme und nicht den rechten? In aller Regel kommt man früher oder später zu einem Entschluss. Doch manchmal entsteht auch eine länger andauernde und als quälend empfundene Stagnation, weil man sich weder für das Eine, noch für das Andere entscheiden kann und in einem inneren Konflikt verharrt.

Ambivalenz in Veränderungsprozessen ist normal

Im Coaching und in der Psychologie wird das Nebeneinander von gegenteiligen Gefühlen, Gedanken, inneren Stimmen und Wünschen als Ambivalenz (Zwiespältigkeit) bezeichnet. Dieses Phänomen ist eine typische Eigenschaft von Veränderungsprozessen. Es handelt sich dabei nicht etwa um eine seelische Störung, sondern um eine ganz normale menschliche Pluralität.

Da (gewünschte) Veränderungen einerseits Entscheidungen verlangen und es andererseits ein höchst unbefriedigendes Gefühl ist, zwischen verschiedenen Wahlmöglichkeiten hin- und hergerissen zu sein, ist es hilfreich, in einem ersten Schritt alle möglichen Vor-und Nachteile einer Veränderung aufzulisten und zu bewerten.

Ein Überblick hilft

  • Soll ich meinen Job wechseln oder nicht?
  • Soll ich mit jetzt dem Rauchen / den Süßigkeiten aufhören oder so weitermachen wie bisher?
  • Soll ich meinem Chef die Meinung sagen oder besser den Mund halten?
  • Soll ich den Arzt wechseln oder nicht?
  • ...

Beispiel: Sie fühlen sich seit Längerem nicht wohl an Ihrer Arbeitsstelle und fragen
sich: „Soll ich meinen Job wechseln oder nicht?“1

Verschaffen Sie sich einen Überblick!

Vorteile des Status quo

Nachteile des Status quo

1. ...

2. ...

3. ...

4. ...

...

1. ...

2. ...

3. ...

4. ...

...

Nachteile des Jobwechsels

1. ...

2. ...

3. ...

4. ...

...

Vorteil des Jobwechsels

1. ...

2. ...

3. ...

4. ...

...

In die linke Spalte schreiben Sie alle Argumente, die gegen einen Jobwechsel sprechen, in der rechten Spalte diejenigen, die einen Jobwechsel nahelegen. Danach bewerten und gewichten Sie die Argumente. Wenn Sie jedes Argument mit einer Zahl zwischen 0 (= unwichtig) und 10 (= sehr wichtig) bewertet haben und alle Zahlen addieren, bekommen Sie schnell einen Überblick darüber, wohin die Reise für Sie gehen könnte. Sie werden Ihre Entscheidung mit einem besseren Gefühl treffen können.

Selbstverständlich sollten Sie nichts übers Knie brechen, auch die Meinung anderer einholen und noch einmal drüber schlafen. Oft ist es nützlich, sich professionelle Unterstützung zu holen, um die verschiedenen „Seelen“ in Ihrer Brust zu sortieren.

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1) Quelle: Andreas Jähne & Cornelia Schulz, Grundlagen der Motivierenden Gesprächsführung,  Paderborn 2018, Seite 90-96

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